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Hirngespinste - eine Aufführung des Literaturkurses

Veröffentlicht am 14.6.2024

Hoch oben auf dem Dorfplatz hängt ein Brief auf rot getränktem Papier… Wie ist er dort hin gekommen? Dies fragen sich nach der Entdeckung des Briefes die verschiedenen Dorfbewohner und entwickeln ihre eigenen Theorien dazu… Im Stück unseres Literaturkurses im Jahrgang 12 ging es um Lästereien und Hinrgespinste.

Kursleiterin Kristina Kappe kündigte zu Beginn des Halbjahres an, dass ihre Schüler:innen ein eigenes Theaterstück entwerfen sollten und machte verschiedene Vorgaben. So sollte "irgend etwas" hoch oben auf dem Dorfplatz hängen, über das sich verschiedene Personengruppen Gedanken machten. Auch die Theatertechniken, die im ersten Halbjahr erlernt wurden, sollten im Stück angewendet werden. Die Schüler:innen entwickelten selbständig ihre Gruppenidentitäten, einigten sich auf einen Gegenstand,  den roten - Blut getränkten? - Brief, entwarfen Szenen und schrieben Dialoge. Heraus kam ein turbulentes, humorvolles Theaterstück, das die Zuschauer begeisterte und auch den Schauspieler:innen sichtlich Spaß gemacht hat. 

Die Bewohner eines Altenheimes, grandios dargestellt, mit all ihren Gebrechen, ihrer Starrköpfigkeit, Vergesslichkeit und Schwerhörigkeit, verdächtigten die Mitglieder eines im Dorf gastierenden Zirkus, etwas mit dem Brief im Baum zu tun zu haben. Sie spinnen sich eine irre Geschichte um Liebesglück und Zaubertrank zusammen, den eine verrückte Wahrsagerin braut, um den traurigen Clown glücklich zu machen. Der Brief wird in den Zaubertrank getaucht, färbt sich rot und wird im Baum aufgehängt, damit er seinen Zauber entfalten kann. Der traurige Clown wird tatsächlich glücklich, leidet aber fortan unter Blähungen als Nebenwirkung des Zaubers.

Die Zirkusleute, in schönen, authentischen Kostümen, sind davon überzeugt, dass die Mafia etwas mit dem Brief zu tun hat. Sie vermuten, dass ein Verräter in eigenen Reihen ertappt und hingerichtet wurde, wobei der rote, blutgetränkte Brief entstand, der zur Warnung in den Baum gehängt wurde.

Der Mafia-Clan, zur Zeit gerade auf der Suche nach einem geeigneten Wohnort für die greise Clanchefin, ist entsetzt ob der Vorurteile, Sturheit und Lästereien unter den Bewohnern des Altenheimes. Sie dichten den Greisen in ihrer geistigen Umnachtung eine Verschwörung an, in der ein harmloser Brief als vermeintliche Kriegserklärung Napoleons zu heftigem Streit führt, der mit Nasenbluten endet. Der vollgeblutete Brief wird schließlich vom heftigen Wind in den Baum geweht.

Alle drei Gruppen spielten hervorragend, einige Schüler:innen waren aufgrund ihrer Verkleidung und dem Verschmelzen mit ihrer Rolle kaum wieder zu erkennen. Die im vorangegangenen Halbjahr erlernten Theater-Techniken, wie zum Beispiel das Marionettenspiel oder das chorische Sprechen wurden gekonnt in das Stück integriert.

Der spontane Auftritt von Jahrgangsleiterin Sabine Erdmann als Besucherin im Zirkus und der geplante, aber streng geheim gehaltene Auftritt von Reiner Kutschki als Mafia-Pate erheiterten das Publikum sehr, genau wie versteckte Anspielungen auf Jahrgangsinterna und die sehr authentische Darstellung verschiedener Vorurteile. Umrahmt waren die Szenen aller Gruppen mit passender, mal lustiger, mal trauriger oder bedrohlicher Musik. Beleuchtung und auf den Punkt passende Geräuschkulisse komplettierten das großartige Schauspiel.

Übrigens löste Frau Kappe das Rätsel um den Brief zuletzt: Es war die mit viel roter Korrekturfarbe versehene Mathematik-Klausur eines Schülers…

von Ina Purcell